Von Feudallasten befreite Bauern

Dr. Thomas Kreutzer (r.) bei der Mitgliederversammlung der Pfarrer J. F. Mayer-Gesellschaft und deren Vorsitzender Friedrich Küßner. Foto: Gerhard Bernauer

Warum konnten sie die Hohenloher Bauern erst im Revolutionsjahr 1848 endgültig von den Feudallasten der vormals regierenden Fürsten befreien ? Eigentlich war die Leibeigenschaft in den Hohenloher Fürstentümer bereits im 18. Jahrhundert abgeschafft worden. Dieser Frage ging Dr. Thomas Kreutzer nach. Der Kreisarchivar des Hohenlohekreises schilderte vor 35 geschichtlich interessierten Besuchern in der Aula der Akademie für Landbau und Hauswirtschaft (ALH) in Kupferzell wie es dazu gekommen ist. Er bezog sich in seinem Vortrag im Wesentlichen auf das im Jahr 1963 erschienene Buch von Eckart Schremmer mit dem Titel „Bauernbefreiung in Hohenlohe“. Der Vortrag fand im Rahmen der öffentlichen Mitgliederversammlung der Pfarrer Johann Friedrich Mayer-Gesellschaft statt. Das Thema, über das auch Pfarrer Mayer geschrieben hat, erschließt sich für den historischen Laien nicht ganz leicht, sagt in seinen einführenden Worten Friedrich Küßner, Vorsitzender der Pfarrer J. F. Mayer-Gesellschaft zu Kupferzell. Recht ausführlich berichtet einst Pfarrer Mayer über die Bauernbefreiung in seiner fiktiven Biographie des Bauern Stephan Weiß.

Weichen für die wirtschaftliche Entwicklung gestellt

Nach der Einverleibung Hohenlohes in das Königreich Württemberg bemühte sich der württembergische Staat über mehrere Jahrzehnte hinweg, grundherrliche Feudallasten zu beseitigen. Das ist lange am erbitterten Widerstand der Standesherren gescheitert. Für die bis heute landwirtschaftlich geprägte Region Hohenlohe war und ist die vollständige Befreiung von einiger Bedeutung, wusste Kreutzer. Dies hat aber nicht viel mit den heutigen Bauernprotesten zu tun, die auf die vermeintlich staatliche Bevormundung abzielen. Vielmehr wurden im 19. Jahrhundert uralte Belastungen des Bauernstandes abgeschüttelt. Zugleich wurden die Weichen für eine verzögerte wirtschaftliche Entwicklung der Region gestellt, die erst im späten 20. Jahrhundert ausgeglichen werden konnte.

In der abschließenden Diskussionsrunde haben sie die Besucher mit der Vielzahl der den Bauern aufgebürdeten Feudallasten auseinandergesetzt und die Folgen ihrer Beseitigung sowie deren sozialen und ökonomischen Auswirkungen auf die Region intensiv diskutiert.

In seinem Grußwort dankte Kupferzells Bürgermeister Christoph Spieles der Pfarrer Mayer-Gesellschaft für die Durchführung und Teilnahme von Veranstaltungen wie dem heutigen Abend, dem Jubiläumsfestumzug der Westernacher Dorfgemeinschaft im Jahr 2023 oder der alljährlichen Kärwe in Kupferzell. Spieles liegt viel daran, das Leben und Wirken von Pfarrer Mayer nach außen zu tragen. Er ermunterte die Mitglieder, an den Strukturen zu arbeiten, um mehr und vor allem auch jüngere Mitglieder für den seit beinahe zehn Jahren bestehenden Verein zu gewinnen.