Gipsmühle und Werksmuseum besichtigt

Die Ausflugsteilnehmer der Pfarrer Mayer-Gesellschaft vor der Gipsmühle in Neustadt ab der Rems.

Rund 30 Mitglieder und Freunde der Pfarrer Johann Friedrich Mayer-Gesellschaft zu Kupferzell e. V. waren beim Jahresausflug des Vereins dabei. Besichtigt wurde in Neustadt an der Rems der Nachbau einer Gipsmühle. Sie wurde vom Heimatverein „Neustädter Erinnerungen“ rekonstruiert und im Jahr 2008 als Hermannmühle im Bereich der damaligen Neustädter Kelter (heute Obst- und Gartenbauvereinsheim) nahe der ehemaligen Gipsgrube eingeweiht. Wie der heutige Vereinsvorsitzende Ralf Schreiber den Besuchern aus Hohenlohe berichtete, wurde im Jahr 2002 der vollständig erhaltene steinerne Mahlkreis einer Gipsmühle im Fußboden einer zum Abbruch freigegebenen Scheune im benachbarten Erbachhof gefunden. Fast zeitgleich wurde in unweit davon bei Grabungen zur Wasserversorgung ein feuergeschweißt eisenbereifter Mahlstein zutage gefördert. Der Mahlstein hat einen Durchmesser von 1,82 Meter und wiegt etwa 1,4 Tonnen. 

Ehemals ein Gipsmühlendorf
In Neustadt a. d. R. wurde bereits zu Beginn des 18. Jahrhunderts Gips abgebaut, gemahlen und zur Düngung des Bodens verwendet. Das war noch Jahrzehnte bevor Pfarrer J. F. Mayer im Jahr 1768 sein erstes Buch über die „Lehre vom Gyps“ veröffentlicht hat, was ihm später den Namen „Gypsapostel“ bescherte. Daran erinnert auch eine Schautafel an der Neustädter Gipsmühle. Pfarrer Mayers https://pfarrer-mayer-gesellschaft.de/wp-content/uploads/2024/10/karte_gipsmuehlen-hohenlohe18-abb.pdfLehre und das Auffinden von Relikten weiterer Mühlen im Ort waren für die Neustädter Heimatforscher Anlass, die Reste ihrer Mühlen aus der Versenkung zu holen. Sie konnten nachweisen, dass bis Ende des 18. Jahrhunderts  bis zu zwölf Gipsmühlen das Einkommen der Betreiber aufgebessert hat und den Ort zu einem „Gipsmühlendorf“ werden ließen. Der gemahlene Gips wurde zum Teil bis nach Schwäbisch Gmünd und in den Raum Ellwangen transportiert. Eine der Mühlen war wasserbetrieben. Dagegen besitzt die rekonstruierte Hermannmühle einen Göpel für den Antrieb mit Tieren. Der Göpel wurde neu aus einem Eichenstamm gefertigt.

Besuch mit lautstarker Überraschung
Vorab hatte die Besuchergruppe Gelegenheit, das vor gut einem Jahr eröffnete Werksmuseum Stihl-Markenwelt zu besichtigen. Auf drei Ebenen konnten die Besucher auf eigene Faust die Geschichte und Produkte des Sägen- und Geräteherstellers real und digital erkunden und interessante Einblicke in das Ökosystem Wald gewinnen. Unterbrochen wurde die Besichtigung lediglich vom unüberhörbaren Hausalarm. Ohne Vorkenntnis wurden die Besucher zu Beteiligten einer Feuerwehrübung. Mit ihrem umsichtigen und besonnenes Verhalten bei der Evakuierung des Gebäudes haben sie die Übung letzten Endes mit Bravour absolviert, bestätigte ihnen das Museumspersonal beim Dank für das entgegengebrachte Verständnis.

Der eisenbereifte Mahlstein mit Göpel auf dem Mahlrund der Hermannmühle. Fotos: privat

Ehemalige Gipsmühlen und Gips- bzw. Steinbrüche in Hohenlohe und Schwäbisch Hall.
Pfarrer Mayer-Gesellschaft